Zum Gastmahl im Pavillon des Herrn Tao
Geschwungener Pfad
führt zum Haus des Verborgenen heran,
Ein hohes Tor
zeigt des Gelehrten Wohnung mir an.
Teich macht mir klar:
Glänzender Mut ist wohl hier zu finden,
Sträucher enthüllen:
Farbprächtige Blüten sich zahlreich hier winden.
Smaragdgrünes Wasser
die Frühlingssonne zurück behält,
Blaugrüne Halle
beschützt, wenn der Dunst am Abend fällt.
Und wenn man dann hört,
wie Leier und Flöte wundervoll tönen:
Dies goldene Tal
kann sich gar nicht hoch genug wähnen.
Lied vom Lotos-Pflücken
An des Ro-ye-Baches Ufer
Mädchen Lotos-Blüten brechen,
Inmitten Lilienpflanzen scherzend
sie fröhlich miteinander sprechen.
Frischen Putz die Sonne spiegelt
im klaren Wasser kann man’s sehen,
Liebliche Ärmel der Wind aufwirbelt
dass in der Luft sie duftig wehen.
Am andern Ufer doch wer sind
die jungen Herrn die dort flanieren?
In Dreier- und in Fünfer-Reihen
im Glanz zur Weide hin marschieren?
Ein braunes Pferd tritt wiehernd hinein
die Blütenpracht, sie ist dahin,
Und wenn ich bewegt mir dies anseh’,
zerbricht’s mir das Herz und leer ist mein Sinn.
In der Frühe verlasse ich die
[Verbannungs-]Stadt Bo-di
Am Morgen ich von Bo-di scheide
von glänzendem Dunst durchdrungen,
Für Tausend Meilen bis Jiang-ling
ein Tag nur soll genügen.
Noch eh von beiden Ufern das Schrei’n
der Affen ist verklungen,
Mein leichtes Boot lässt hinter sich
zehntausend Berge liegen.
Im Kaiserpalast (der Han) I
Die Farben der Weiden:
ein zartes Gelb so wie Gold;
Die Blüten des Birnbaums:
wie Schnee duften sie hold.
Im Jadeturm nistet
ein Eisvogelpärchen allein,
Im Perlensaal schloss man
Mandarinenenten einst ein.
Mädchen dürfen
der Sänfte folgen nach,
Sie singen Lieder
und ziehen zum Brautgemach.
Wem am Hofe
gebührt wohl der erste Rang?
Natürlich Fei-yen
im Kaiserpalast von Chao-yang.
Im Kaiserpalast (der Han) II
Zwischen Jadebäumen
bringt der Frühling den neuen Tag;
Drin im Goldpalast
zahlreiche Freuden es geben mag.
Die hinteren Gemächer:
der Morgen hat sie noch nicht erreicht,
Der leichte Kaiserwagen
ist heute Nacht wohl angekommen.
Lachen dringt heraus,
Geplauder tönt zwischen Flieder;
Eine Schöne tritt hervor,
singt unter Kerzenschein frohe Lieder.
Ach lasset nicht zu,
dass der helle Mond schon weg sich schleicht,
Haltet ihn doch auf,
bis Mondgöttin vom Wein benommen.
Herbstgedanken
Mein weißes Schläfenhaar
bei tausend Zoll ist angekommen,
Beim Trennungsschmerz
hat es wohl Maß genommen.
Verstehe nicht
meinen blanken Spiegel,
Wie hat er nur
des Herbstes Reif ersonnen?
Nachtgedanken
Vor meinem Bett
Mondglanz sehe ich jetzt
Es ist als ob
Reif den Boden benetzt.
Ich hebe den Kopf
schau auf den Mond überm Berg,
Ich senke den Kopf
in die Heimat fühl ich mich versetzt.
Vom Wein
Ich rate Euch:
Weist nicht zurück das Glas!
Der Frühlingswind
macht doch den Menschen Spaß.
Pfirsich und Pflaume
wie früher ist ihr Verhalten
Sie breiten die Blüten aus
und lassen sie für uns entfalten.
Pirol lässt ertönen
aus smaragdenem Baume sein Lied,
Den hellen Mond
in goldenem Krug man sieht.
Der gestern noch
ein Kind mit zarter Haut war,
Den zeichnet heute
längst schon weißes Schläfenhaar.
Dornen wuchern
in des Herren Haus,
Hirsche gehen
Im Kronsaal ein und aus.
Wo früher stand
von König und Kaiser der Thron,
Ist das Palasttor
durch Sandstaub verschlossen schon.
Und da wollt Ihr
das Weintrinken aufgeben?
Die Menschen von einst
sind sie denn heut noch am Leben?
Zechen unter dem Mond
Sitz zwischen den Blüten
mit einer Kanne Wein,
Schenk alleine mir ein
ohne einen Freund.
Ich hebe den Becher
lad den hellen Mond mir ein
Gegenüber mein Schatten
zu dritt sind wir vereint.
Der Mond jedoch
versteht sich nicht aufs Trinken,
Mein Schatten auch
tut nur was ich tu.
Ein wenig berauscht,
Mond lässt Schatten niedersinken,
Wir wandeln in Freude
und warten dem Lenze zu.
Und wenn ich singe,
schwankt der Mond hin und her,
Und wenn ich tanze,
hüpft mein Schatten so sehr.
Solange ich nüchtern,
gemeinsam wir uns freuen,
Nachdem ich berauscht,
ist jeder für sich getrennt.
Auf immer zusammen
können wir nicht feiern,
Wir treffen uns wieder
in der Milchstraße am Firmament.
Gefühle eines Trunkenen im Frühling
Unser Dasein
ist so wie ein großer Traum,
Warum dann machen
um sein Leben soviel Plag?
Ich bin deshalb
betrunken den lieben langen Tag
Und mag nur träge
schlafen an dem Säulenbaum.
Wieder erwacht
schaue ich mich um vorm Haus,
Ein kleiner Vogel
zwitschert aus dem Blütenhain.
Ich frage ihn
welche Zeit wird es wohl sein?
Der Frühlingswind
trägt Pirolgesang hinaus.
Davon gerührt
da muss ich seufzen schwer
Hol mir den Wein
schenke ein mir wie gewohnt
Mit viel Gesang
erwarte ich den hellen Mond
Ist’s Lied zu Ende
bin ich bei mir schon längst nicht mehr.
Selbstvergessen
Ich sitz beim Wein
die Augen zu, vergess’ die Zeit,
Blüten fallen
und bedecken fast mein Kleid.
Erheb mich trunken
folge Bach und Mond,
Vögel ziehen
nirgends Menschen weit und breit.
Trinklied
Die Sorgen sie mögen
tausend mal tausendfach sein,
Vom guten Wein
haben 300 Glas wir genommen.
Die Sorgen sind viel
und wenig zwar ist der Wein,
Der Wein aber macht,
dass die Sorgen gar nicht erst kommen.
Ich weiß es genau:
Der Wein muss was Heiliges sein,
Vom Wein berauscht
das Herz ist nicht mehr beklommen.
Auf Speise verzichtend
brachte Bo I sich zu Tod’,
Oft in der Klemme
musst hungern Yen Hui in der Not.
In jener Zeit
hielt man das Trinken für verkehrt,
Doch leere Namen,
was sind sie heute noch wert?
Aus Scheren des Krebses
werden den Goldsaft wir schlürfen
Den Treberhügel
als Paradies woll’n wir loben.
Und nun werden wir
den goldenen Wein trinken dürfen
Und mit dem Mond
uns berauschen auf Terrassen dort oben.
Vor uns ein Becher Wein
Vom Osten kommt der Frühlingswind
ist unvermittelt zur Stelle,
Im goldenen Becher der klare Wein
schlägt eine kleine Welle.
Fallende Blätter wirbeln wild
Empfindung dies erfrischt
Die Schöne ist vom Trinken berauscht
rot glänzend ihr Gesicht.
Vorm grünen Haus Pfirsich und Pflaume
wie lange noch stehen die zwei?
Der flüchtige Glanz er täuscht die Menschen
wie schnell ist er vorbei!
Erhebt Euch zum Tanzen,
die Sonne im Westen versinkt.
Wer nicht zur rechten Zeit sein Wesen
zur Änderung macht bereit,
ist erst sein Haar so weiß wie Seide,
zum Klagen bleibt ihm viel Zeit.
Auf klarem Wasser
Auf klarem Wasser
der Herbstsonne Widerschein,
Südlich am Weiher
laden üppige Kräuter zum Pflücken ein,
Lilien und Lotos
ansprechend stehen sie dort.
Dennoch todtraurig
ist der Mann dort im Boot ganz allein.
Nächtigend auf dem Berge Yuanda
Alter Freund
im Ostberg ließt Ihr Euch nieder zur Nacht,
Habt allein Eure Freude
an der Landschaft natürlicher Pracht.
Der Frühling so mild,
das Lager nahmt Ihr im tiefen Wald,
die Sonn’ hat den Tag
noch nicht hervorgebracht.
Der Wind aus den Kiefern
Ärmel und Saum frisch durchweht,
Die Kühle des Bergsees
durch Ohr und Gemüt reinigend geht.
Ich muss Euch beneiden
kein Lärm dort und kein Geschrei,
Ruhend dort oben
die Sonne smaragdgleich Ihr funkeln seht.
In einer Frühlingsnacht bei Lo-yang
hörte ich eine Flöte
Von irgendwo der Jadeflöte
Ton ans Ohr mir ging,
Frühlingswind blies sanft herein
die ganze Stadt umfing,
Als in der Nacht ich dann das Lied
vom Weidenschnitt gehört,
wie war ich da so sehr vom Reiz
des alten Parks betört.
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